Reaktionen auf den Artikel des Spiegels

Nachdem der Spiegel am 10.03.2023 den Artikel “Im Wahn der Therapeuten” auf seine Webseiten stellte, waren die Schuldigen schnell gefunden: Das Bistum Münster und die Therapeutin.

Am Montag, den 13.03.2023, wurde über die Seiten des Bistums Münster die Schließung der Beratungsstelle, für Opfer organisierter sexueller und ritueller Gewalt, bekanntgegeben. Der Spiegel wies am 14.03.2023 in einem eigenen Artikel ebenfalls darauf hin.

Als weitere Reaktion, erschienen auf den Webseiten der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs) und des Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) Stellungnahmen, die in die gleiche Kerbe schlagen wie der Artikel des Spiegels.
Diese Stellungnahmen waren bereits in Vorbereitung und fordern zum Thema rituelle Gewalt eine wissenschaftlichere Auseinandersetzung. Kern der Kritik waren vor allem durch das Amt UBSKM beauftragte Studien und Forschungsarbeiten am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, mit wissenschaftlich nicht haltbaren Aussagen und Grundannehmen in der Verarbeitung von Daten, gefördert durch das Bundeministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Überwiegend wurde die Schließung der Beratungsstelle in den Artikeln thematisiert. Lediglich auf der Webseite LTO - Legal Tribune Online wurde erwähnt, dass sich nun das OLG Hamm mit der Sorgerechtsfrage des Falls beschäftigen muss.

Trotz Hinweis auf den Artikel des Spiegels, berichtete die Lokalpresse aus Unna weder über den Fall, noch über die Schließung der Beratungsstelle am Bistum Münster. (Stand: 19.03.2023, 12:00 Uhr)

Die einzige Zeitung aus der Region, die etwas mehr ins Detail ging, war der Soester Anzeiger.
Der wohl bekannteste Vertreter, unter den Verbreitern, dürfte die Bild gewesen sein.

Der erste Aufschrei hatte sich schnell nach ein paar Tagen gelegt und Lydia Benecke veröffentlichte am 15.03.2023 eine Zusammenfassung der letzten Geschehnisse, wie es hier bereits erwähnt wurde.

Am 16.03.2023 distanzierte sich der Verein Wildwasser Würzburg, von der im Artikel des Spiegels beschriebenen suggestiven Therapie. Ein interessanter Schritt wenn man bedenkt, dass sich dieser Verein ebenfalls mit der Beratung von Opfern ritueller Gewalt beschäftigt. Highlight des Tages war aber wohl die Aktualisierung des WikiPedia-Artikels zu Michaela Huber, da dort unter anderem ein zusätzlicher Verweis auf den Artikel des Spiegels hinzugefügt und Frau Huber, zumindest zeitweise, als Vertreterin der Satanic-Panic tituliert wurde.

Öffentliche Reaktionen von Vertretern und Opfern Ritueller Gewalt waren überschaubar. So wurde unter anderem dem Spiegel Unfachlichkeit und Manipulation vorgeworfen und dabei die altbekannten Argumente ins Rennen geschickt. Angeblich habe sich auch die im Artikel erwähnte Brigitte Bosse geäußert, ein dazugehöriger Quellenverweis fehlt allerdings.

Am 17.03.2023 meldete sich der Betroffenenrat am UBSKM mit einer eigenen Stellungnahme und versicherte, sich wie gehabt mit dem Thema ritueller Gewalt zu beschäftigen und weiterhin für “bedarfsgerechte und professionelle Hilfsangebote” einzustehen. Auf die innerhalb der Kritik genannten fachlichen Schwachpunkte, wurde hingegen nicht eingegangen. Die Aufarbeitungskommission sprach sich auf Twitter, für eine weitere fundierte Auseinandersetzung aus. Getreu dem Motto: Wir reiten diese Kuh und uns ist egal ob sie tot ist!

Bereits am Freitag ging, mal wieder in der ARD-Audiothek, ein Beitrag mit Brigitte Hahn online, mit offizieller Veröffentlichung ab dem 19.03.2023. Brigitte Hahn empfindet diese Unterstellungen, gegenüber ihrer ehemaligen Arbeitskollegin, als Unverschämtheit. Weiterhin stellt Frau Hahn die Frage in den Raum, warum Therapeuten sowas tun sollten? An alle Therapiebedürftigen dort draußen: TherapeutInnen sind auch nur Menschen! Sie sind weder überlegen, noch eine moralische Instanz. Dass die Aussagen von Frau Stegemann, laut Artikel des Spiegels, den Akten entnommen werden konnten, wurde hingegen nicht berücksichtigt.

Bereits vorab, gab es einen Beitrag bei WDR Lokalzeit Münsterland, ab ca. 12:50 Minuten. Auf Nachfrage des WDR stritt Frau Stegemann die Behauptungen ab. Die Klientin habe von sich aus gesagt bei satanischen Riten missbraucht worden zu sein. Ob diese Aussage so haltbar ist, nachdem die Therapeutin ein komplettes Satanic Panic narrativ im Interview mit dem Spiegel heruntergebetet hat, sei mal dahingestellt.
Ähnliches Verhalten bei Therapierenden, konnte man in der Schweiz beim Fall Leonie feststellen, wo die Therapeutin im Nachhinein ebenfalls behauptete, die Klientin hätte solche Aussagen selbst von sich gegeben.

So gesehen wäre diese Aussage nicht mal gelogen, allerdings ist durchaus zu berücksichtigen, durch wen Therapierte solche Erinnerungen entwickeln, um diese dann selbst zu äußern.

Was ich davon halten soll, dass der Artikel selbst bei bewusst.tv erwähnt wurde, weiß ich noch nicht. Hier bezeichnete man die Schließung der Beratungsstelle, am Bistum Münster, lediglich als “Faustschlag in die Magengrube aller Betroffenen”.

Das mir bisher unbekannte Magazin Die Eule, erwähnt in einem kurzen Abschnitt ebenfalls die Schließung der Beratungsstelle und hofft auf einen “fruchtbaren” Streit über die Bedeutung von rituellem Missbrauch - was auch immer damit gemeint sein mag.

Zum Anschauen und Weiterlesen

Quellen

Die Datumsangaben beziehen sich auf das auf der Seite angegebene Datum, geprüft am 19.02.2023 bis 12:00 Uhr. Einzelne Artikel wurden bereits vorher veröffentlicht, wodurch sich die Daten unterscheiden können.

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