ritueller Missbrauch

Die Zeit - Die verlorenen Kinder

Die Zeit berichtet in Ausgabe 23/2024 auf über 10 Seiten darüber, dass zwei Familien das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen wurde. Familie Volkov und Familie Vogel. Die eine Familie hat sechs, die andere fünf Kinder. Mit involviert war die Diagnostikeinrichtung KiD, Kind in Düsseldorf. Diese existiert seit 1994 und soll dafür da sein, Kindern eine sichere Umgebung zu schaffen. Die Einrichtung beschuldigte beide Familien ihre insgesamt 11 Kinder gemeinsam sexuell missbraucht und dabei gefilmt zu haben.

UBSKM - Expertise zur Glaubhaftigkeitsbegutachtung

Erneut erscheint unter Federführung des Amts der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten eine Expertise, deren Schlussfolgerungen weitreichende Konsequenzen in gerichtlichen Verfahren mit sich bringen könnten. Es ist zu hoffen, dass sich Fachverbände und die Justiz inhaltlich dazu äußern werden. Für mein Verständnis weisen die Autoren (Fegert et al) auf eine ungenaue Auslegung der Nullhypothese in aussagenpsychologischen Begutachtungen hin, deren Ergebnis nicht als ein Ja-Nein-Ergebnis verstanden werden darf, sondern als Ergebnis eine Wahrscheinlichkeit zur Wahrheit der Aussage ergeben sollte.

Die Aufarbeitungskommission und Paralleljustiz

Am 26.04.2024 veröffentlichte der Spiegel einen Artikel zur gesetzlichen Verankerung der Aufarbeitungskommission und der Befürchtung, eine Paralleljustiz könne daraus entstehen. Die TAZ hingegen berichtete Ende März von einer gesetzlichen Verankerung des Amts der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten, wodurch noch nicht ganz klar ist, welches Amt oder Gremium nun genau aufgrund gesetzlicher Grundlage dauerhaft legitimiert werden soll. Der entsprechende Gesetzesentwurf soll erst im Mai vorgelegt werden. (Update beachten) Der Artikel des Spiegels zeigt jedoch auf, dass Bedenken gegenüber den Bestrebungen der Aufarbeitungskommission nicht nur aus psychologischer, sondern ebenso aus familienrechtlicher Sicht bestehen.

Fortsetzung eines wissenschaftlichen Diskurses

Diese Woche sind zwei wissenschaftliche Artikel zum Thema Rituelle Gewalt erschienen, inklusive darauf erfolgter Reaktionen. Insgesamt eine begrüßenswerte Entwicklung, da diese Debatte innerhalb der Fachwelt aufgegriffen werden muss, um langfristig eine Klärung herbeizuführen. Am Montag, den 15. April 2024, eine Kritik von Mokros et al zum Thema Rituelle sexuelle Gewalt, in deren Fokus hauptsächlich durch das Bundesfamilienministerium geförderte Forschungsprojekte standen. Folgende Punkte wurden in dieser Kritik aufgegriffen: Fehlende Befassung mit kritischer Literatur zu ritueller sexueller Gewalt Ungeprüfte und selektive Übernahme von Angaben zu psychischen Störungen Gedächtnispsychologisch unplausible Angaben Darstellung der intentionalen Herbeiführung Dissoziativer Identitätsstörung als Faktum Fehlende Auseinandersetzung mit der Möglichkeit von Suggestionsprozessen Im Kern orientierten sich die Kritisierenden an einer Studie von Nick et al, aus dem Jahr 2018, da diese eine Basis für weitere Studien darstellte.

Sekten und Psychogruppen - Ein Prolog

Die Geschichte der Satanic Panic ist inzwischen fast ein halbes Jahrhundert alt und hat in den letzten Jahrzehnten, unterstützt durch stetige Einflussnahme diverser Akteure, kontinuierlich Einfluss auf Politik und Medien nehmen können. Wie es die Verschwörungstheorie nach Deutschland geschafft hat, lässt sich nicht genau nachvollziehen, vermutet wird jedoch ein Einschleichen aus den USA in den englischsprachigen Raum, über die Niederlande, nach Deutschland. Ina Schmied-Knittel schrieb noch 2008 in ihrem Buch “Satanismus und ritueller Missbrauch”, dass der politische Einfluss eher gering sei, was jedoch durch das Wirken der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten und deren Gremien als überholt betrachtet werden kann.